Tierärztemangel in Österreich: Eine tickende Zeitbombe?
Am 3. November 2025, dem internationalen One Health Day, hat die Österreichische Tierärztekammer (ÖTK) eine eindringliche Warnung ausgesprochen. Der bestehende Tierärztemangel in Österreich könnte schwerwiegende Folgen für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt haben. Doch was genau steckt hinter dieser besorgniserregenden Entwicklung?
Was ist das One Health Konzept?
Das One Health Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verbunden ist. Diese ganzheitliche Strategie zielt darauf ab, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit Krankheiten zu verhindern und die Gesundheit aller Lebewesen zu fördern. Besonders in Zeiten globaler Gesundheitskrisen wird die Bedeutung von One Health immer deutlicher.
Der Präsident der ÖTK, Mag. Kurt Frühwirth, erklärt: „Wir haben mehrere sich ausbreitende Tierseuchen. Jede Verzögerung bei der Prävention und Bekämpfung kann enorme wirtschaftliche Schäden verursachen und die Tiergesundheit massiv gefährden. Die Tiergesundheit hat direkten Einfluss auf die Gesundheit der Menschen.“
Die aktuelle Lage: Tierärztemangel und seine Folgen
Der Mangel an Tierärzten in Österreich ist alarmierend. Besonders in ländlichen und strukturschwachen Regionen ist die tierärztliche Versorgung gefährdet. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf das Wohl der Tiere, sondern auch auf die öffentliche Gesundheit. Tierärzte sind eine zentrale Schnittstelle im One Health Konzept, da sie Krankheiten frühzeitig erkennen und somit die Ausbreitung auf Menschen verhindern können.
Laut Frühwirth ist die Lage angespannt: „Tierärztinnen und Tierärzte bilden die zentrale Schnittstelle zum Schutz beider Bereiche. In strukturschwachen Regionen muss die tierärztliche Praxis wieder wirtschaftlich attraktiver werden.“
Historische Hintergründe und internationale Vergleiche
Der Tierärztemangel ist kein neues Phänomen. Bereits in den 1990er Jahren gab es in vielen Ländern ähnliche Probleme. Damals wurde versucht, durch die Erhöhung der Ausbildungsplätze und finanzielle Anreize mehr Menschen für den Beruf zu gewinnen. Doch die heutigen Herausforderungen sind komplexer. In Deutschland und der Schweiz gibt es ähnliche Entwicklungen, allerdings haben diese Länder früher reagiert und gezielte Maßnahmen ergriffen, um dem Mangel entgegenzuwirken.
Konkrete Auswirkungen auf den Alltag
Für den normalen Bürger bedeutet der Tierärztemangel, dass im Notfall möglicherweise kein Tierarzt verfügbar ist, um das kranke Haustier zu behandeln. Dies kann nicht nur emotional belastend sein, sondern auch erhebliche Kosten verursachen, wenn alternative Behandlungen in Anspruch genommen werden müssen. Zudem steigt das Risiko, dass Tierkrankheiten unentdeckt bleiben und sich auf Menschen übertragen.
Ein fiktiver Experte, Dr. Anna Müller, Tiermedizinerin aus Niederösterreich, erklärt: „Die Versorgungssituation ist kritisch. Viele meiner Kollegen arbeiten bereits am Limit, und es gibt kaum Nachwuchs, der nachrückt. Das muss sich ändern, sonst stehen wir bald vor einem ernsthaften Problem.“
Strukturelle Herausforderungen und Lösungsansätze
Die ÖTK sieht neben finanziellen Anreizen vor allem strukturellen Handlungsbedarf. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt eine große Herausforderung. Der Anteil an Teilzeitbeschäftigten nimmt zu, was die Situation weiter verschärft. „Ein Vollzeit-Tierarzt oder eine Vollzeit-Tierärztin mit einer Wochenarbeitszeit von 60 Stunden kann nicht einfach ersetzt werden – dafür braucht es zwei bis drei Kolleginnen oder Kollegen in Teilzeit“, betont Frühwirth.
- Erhöhung der Ausbildungsplätze für Tierärzte
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Bezahlung
- Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Zukunftsausblick: Was muss sich ändern?
Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die Krise abzuwenden. Die Politik ist gefordert, gemeinsam mit der Tierärztekammer nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Dazu gehören Investitionen in die Ausbildung und gezielte Förderprogramme für junge Tierärzte.
Ein plausibles Zukunftsszenario sieht vor, dass Österreich bis 2030 eine der führenden Nationen im Bereich One Health wird, indem es den Tierärztemangel erfolgreich bekämpft und sich als Vorreiter für integrative Gesundheitsstrategien etabliert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Tierärztemangel weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit von Mensch und Tier hat. Die Politik ist gefordert, gemeinsam mit der Tierärztekammer nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Nur so kann die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt langfristig gesichert werden.




